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Autosalon Genf

Bild: www.auto-salon.ch
Bild: www.auto-salon.ch

Auf kleiner Fläche müssen sich die Aussteller auf das Wesentliche konzentrieren. In nur einem Tag können sich die Besucher daher bequem und ohne Blasen an den Füssen zu kriegen einen vollständigen Überblick über Highlights und Trends verschaffen. Was also gibt es Neues am 86. Genfer Autosalon?

Am 1. Pressetag – immer noch ein «kleines» Privileg für Auserwählte oder solche mit guten Kontakten – präsentierten sich die Hersteller mit ihren Neuheiten der Weltpresse sowie ihren wichtigsten Kunden. Eröffnet wurde die Vorstellung von BMW, die dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Ion Robertson bemühte sich die Interpretation der sportlichen DNA des Hauses mit den Trends des 21. Jahrhunderts zu verbinden. Als Neuheit präsentierte er den M2 und Derivate des neuen 7ers. Die Freunde der Marke – und deren gibt es zahlreiche – hätten sich vielleicht etwas mehr zum Jubiläum gewünscht. Auch von BMW i, Connected Drive oder New Mobility gibt es leider wenig Neues zu berichten.

Mit der aktuellen E-Klasse setzte Mercedes Chef Dieter Zetsche neue Massstäbe. Das Volumenmodell und Cashcow der vergangenen Jahrzehnte wird im Stil der neuen S-Klasse mit reichlich neuester Technik in Kürze an die Kunden ausgeliefert. Lange Jahre hinkte Mercedes bei der Vernetzung von Fahrzeug und Internet hinterher. Heute scheint es so, als würde Mercedes hier die Führung übernehmen. Ein Vorzeichen für die Marktführerschaft im Premiumsegment? Die Chancen stehen gut, BMW ausgerechnet im Jubiläumsjahr vom Platz 1 zu verdrängen. Allen voran rollt das neue C-Klasse-Cabrio. Einhelliges Urteil des Publikums: wirklich gut gelungen!

Vergleichsweise angestrengt wirkte dagegen der Auftritt von Audi. Die etwas überspannte Elektronikshow sollte dem Zuschauer den Eindruck vermitteln, dass auch Audi im World Wide Web angekommen ist. Doch weder viel Lichtshow noch elektronische Musik können darüber hinwegtäuschen: Audi steht hier noch am Anfang des Weges und muss einiges aufholen. Warum das per App angesteuerte Fahrzeug den Weg ins Rampenlicht nicht antreten wollte, bleibt fraglich.

Bei Tesla war man sichtlich stolz auf das neue Model X – ein rein elektrisches SUV im Stile des Models S – mit ähnlichen technischen Daten sowie Preisen. Besonders auffällig ist die Konstruktion der hinteren Türen. Die als «falcon wings doors» bezeichneten, nach oben öffnenden Türen wirken auf den ersten Blick spektakulär. Bei genauerem Hinsehen aber unnötig kompliziert. Ob sich diese Konstruktion in der Praxis bewähren wird? Die Kunden werden es uns bald wissen lassen. In der Berichterstattung der klassischen Automedien wird das neue Tesla-Modell jedenfalls nahezu totgeschwiegen.

Was uns auch bewegt

Der Trend zum SUV scheint ungebrochen, und das in allen Kategorien. Verschiedene Modelle von kleineren Geländewagen, aber auch neue Angebote in der Oberklasse drängen auf den Markt, vornehmlich der Maserati Levante. Doch was die Verbraucher gerne kaufen und die Kassen zum Klingeln bringt, ist nur eingeschränkt zukunftsfähig und bringt uns den ambitionierten CO2-Zielen kaum näher. Ein Dilemma für die Hersteller. Mein Fazit: Die Branche feiert sich und geniesst den aktuellen Erfolg – wohlwissend, dass die Uhr tickt. Man könnte die Sorge auch mit den Worten Michail Gorbatschows zum Ausdruck bringen: «Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.» Frei und populär mit den Worten übersetzt: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!»