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Smart Parking

Wie bewegen wir uns in der Zukunft? Der folgende Beitrag ist der Enzyklopädie für Zukunftsfragen – kurz Futurpedia – entnommen, die Teil des Buches «Schubumkehr. Die Zukunft der Mobilität» ist. Heute im Fokus: Smart Parking dank innovativer Infrastruktur- und Dienstleistungskonzepten zum stadt- und verkehrsgerechten Management des zunehmend begrenzten urbanen Parkraums.

Geschichtlicher Hintergrund
Anfang dieses Jahrhunderts bewirkte die Mobilitätsentwicklung eine weitere Verknappung des innerstädtischen Parkraumes und führte damit zu einer günstigen Ausgangssituation für die Entstehung eines neuen Parkraumparadigmas. Damals wurde über 30 Prozent des innerstädtischen Straßenverkehrs durch Parksuchverkehre verursacht. Insofern bestand Handlungsbedarf. Dank der zunehmenden Digitalisierung der Mobilität sowohl auf Seiten der Nutzer als auch seitens der Infrastruktur bot sich den politischen Entscheidungsträger die Chance, eine Regulierung verhältnismässig kostengünstig zu installieren. Dies wurde umso dringender, als durch die Umstellung auf Elektromobile die Kraftstoffbesteuerung als Ansatzpunkt wegfiel. Die Parkgebühren hatten nun neben City-Mautabgaben den bedeutendsten Anteil an den Out-of-pocket-Kosten des Autonutzers.

FairParking – Parkraumbewirtschaftung mit erweiterter Steuerungsfunktion
Der „Smart Parking“-Ansatz umfasst in den meisten Städten zwei Komponenten. Zum einen führen stellplatzscharfe Leitsysteme dazu, dass unnötige Fahrten vermieden werden. Auf der anderen Seite wurde die einheitliche Parkraumbewirtschaftung durch eine zeit- und fahrzeugspezifische Gebührenerhebung ersetzt, das so genannte FairParking.

Während bei Schadstoff- und Lärmemissionen umweltfreundlichere Verkehrsteilnehmer bereits seit vielen Jahrzehnten für ihren gesellschaftlichen Beitrag belohnt werden, waren Bonus-/Malusregelungen beim Flächenverbrauch bis vor wenigen Jahren kaum zu finden. Dabei ist ein effizientes Flächenmanagement von zentraler Bedeutung für die Sicherstellung der urbanen Lebensqualität. Was zunächst nur in einigen Städten wie London oder Amsterdam für die Bepreisung von Anwohnerparkkarten in Ansätzen realisiert worden war, entwickelte sich zum Standardtarifbaustein moderner Parkraumbewirtschaftungssysteme. Mit der Umstellung von der Einheitsparkierungsgebühr auf eine flächenverbrauchsspezifische Bepreisung von Parkierungsflächen wurden

  • die Infrastrukturkosten über die Entgelte gerechter verteilt,
  • die Nutzung kleinerer Fahrzeuge incentiviert und
  • eine Datenbasis für die langfristige Neudimensionierung der Parkierungsflächen geschaffen.

Dabei erfolgt eine Splittung des Einheitsparkierungspreises in drei fahrzeuggrössenabhängige Tarife (mini/midi/maxi), die mit tageszeitabhängigen Faktoren multipliziert werden. Die gerechtere Bepreisung des ruhenden Verkehrs führte zu einer deutlichen Akzeptanzsteigerung des Bewirtschaftungssystems. Wo die preisliche Besserstellung des Kleinwagens noch kein schlagendes Argument bei der Kaufentscheidung war, konnte sie doch zumindest beim Besitz mehrerer Fahrzeuge die bevorzugte Verwendung des kleineren, stadtverträglicheren Wagens anstoßen. Für Stadtverwaltungen beinhaltete die Umstellung die Chance, mit geringem Infrastrukturaufwand einen Anreiz für den Einsatz flächensparsamer Fahrzeuge im Stadtverkehr zu geben.

Der Autor:
Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher und Leiter Studiengang Verkehrssysteme an der ZHAW School of Engineering