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5 Fragen an Balz Eggenberger, Managing Partner und Gründer der fleetcompetence GmbH

5 Fragen an Balz Eggenberger, Managing Partner und Gründer der fleetcompetence GmbH

Mobilitätsprofi Balz Eggenberger verrät in unserer Rubrik «5 Fragen an …», wie seine Vision einer integrierten Mobilitätslösung aussieht und welchen Platz die Tendenz zu mehr Homeoffice darin einnimmt.

Welche Erfahrungen haben Sie während der COVID-19-Krise gemacht? Welche Veränderungen haben stattgefunden, und was ist nach wie vor unverändert oder hat sich sogar verbessert?

Balz Eggenberger: Der persönliche Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern ist monatelang komplett entfallen. Das war vor allem am Anfang ziemlich einschneidend und ungewohnt für uns. Die meisten Mandate liefen aber erfreulicherweise weiter. Es kamen sogar neue Mandate dazu. Sämtliche Meetings erfolgen neuerdings virtuell. Wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass diese Art der Kommunikation sehr effizient und in den meisten Fällen auch zielführend ist. Wir beabsichtigen deshalb, in Zukunft und auch nach der Corona-Krise einen Teil unserer Meetings virtuell abzuhalten.

Wie hat sich der Mobilitätsbedarf Ihrer Mitarbeitenden gewandelt, und welcher Aspekt ist jetzt besonders wichtig?

Balz Eggenberger: Wir benutzen wieder viel öfter unsere eigenen Fahrzeuge. Vor der Corona-Krise waren wir hier in der Schweiz fast nur noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und Mobility-Carsharing unterwegs. In Anbetracht der aufgezwungenen Nähe zu unbekannten Personen werden wir bei Reisen vorerst weiterhin die eigenen Fahrzeuge benutzen und den öffentlichen Verkehr möglichst meiden.

Welche neuen Anforderungen haben Ihre Kunden, und wie wirken sich diese auf Ihre Business-Mobility aus?

Balz Eggenberger: Wir verzeichnen vermehrt Interesse an neuen und modernen Mobilitätslösungen. Darunter fallen die Themen Elektromobilität und Mobilitätsbudgets. Auch der Miteinbezug des Themas Homeoffice gewinnt bei unseren Kunden immer mehr an Bedeutung. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass es nicht immer eine Anwesenheit im Unternehmen braucht. Je nach Branche und Funktion kann auch von zu Hause aus qualitativ hochwertige Arbeit geleistet werden.

Glauben Sie, dass Mobilität für Kunden künftig eine andere Bedeutung haben wird?

Balz Eggenberger: Die grundsätzliche Haltung gegenüber der «masslosen» Mobilität dürfte sich zumindest teilweise ändern. Man wird sich öfter überlegen, ob Reisen wirklich notwendig sind oder ob sich gewisse Meetings auch vermeiden bzw. virtuell abhalten lassen. Reisen in überfüllten Zügen oder auf verstopften Strassen macht ja nicht wirklich viel Freude. Fliegen noch weniger. Da lohnt es sich schon, die Notwendigkeit im Einzelfall zu hinterfragen. Vor allem seit wir alle gelernt haben, die neuesten Kommunikationsmittel effizient zu nutzen.

Wie sehen Ihrer Meinung nach die Mobilitätsdienstleistungen der Zukunft aus?

Balz Eggenberger: Nach der Corona-Krise wird sicher auch die Nachfrage nach Sharinglösungen sowie massgeschneiderten und auf die Mitarbeitenden abgestimmten Mobilitätsangeboten weiter steigen. Ich gehe davon aus, dass die Corona-Krise irgendwann einmal zu Ende gehen wird. Und wenn die Angst vor dem Virus etwas abgeklungen ist, dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Nachfrage nach Sharinglösungen wieder zunehmen. In vielen Fällen ist eine Sharinglösung sehr praktisch und komfortabel, vor allem in Kombination mit dem ÖV und für die letzten paar Kilometer bis ans Ziel.

Die Kunst wird sein, eine geeignete Plattform zu entwickeln, über die man solche massgeschneiderten Lösungen auch tatsächlich anbieten kann. Meine Erwartung ist, dass wir uns auf eine vollständig integrierte Mobilitätslösung zubewegen, deren Technologie uns dabei unterstützt, die optimale Wahl für die individuelle Mobilität zu treffen. Ein solches System sollte eine Vielzahl von Mobilitätsmöglichkeiten umfassen (Betriebsfahrzeuge, ÖV, E-Bikes, Scooters, Sharingmodelle, Uber etc.). Zudem sollten in einem solchen Modell möglichst viele Faktoren berücksichtigt werden, z. B. Wohnort und Distanzen zum Arbeitsort, Reisezeiten, Flexibilität bei den Arbeitszeiten, Kosten, Nachhaltigkeit und Komfort, um nur ein paar zu nennen. Eine solche Lösung müsste sowohl auf die jeweiligen Präferenzen eines Unternehmens als auch auf die individuellen Präferenzen der Mitarbeitenden abgestimmt und eingestellt werden können. Aus meiner Sicht müsste man auch das Thema Homeoffice als wählbare Komponente in zukünftige moderne Mobilitätslösungen aufnehmen. Mobilität ist ja nicht das Ziel, sondern im Endeffekt nur ein Mittel zum Zweck. Wenn dieser Zweck auch bequem per Homeoffice von zu Hause aus erfüllt werden kann, sollte diese Möglichkeit den Mitarbeitenden so angeboten werden. Die letzten Monate haben gezeigt, dass das in vielen Fällen ausgezeichnet funktioniert.

Rebstein, 10.8.2020/BE