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5 Fragen an Stephan Flügge, Verkaufsleiter/GL-Mitglied Hutter Dynamics AG

5 Fragen an Stephan Flügge, Verkaufsleiter/GL-Mitglied Hutter Dynamics AG

Ein Automobilhersteller wird zum IT-Konzern, ein Global Player zum Subunternehmen, und die Kleinen kümmern sich um die Grossen. Eine Prognose von Stephan Flügge, wie die Mobilitätsbranche der Zukunft aussehen könnte.

Welche Erfahrungen haben Sie während der COVID-19-Krise gemacht, welche Veränderungen haben stattgefunden, was ist nach wie vor unverändert oder hat sich sogar verbessert?

Stephan Flügge: Verbessert hat sich in dieser Zeit nichts. Die Herausforderungen sind existenziell. Jedoch lässt sich feststellen, dass gute und funktionierende Kontakte bzw. Netzwerke das A und O sind und man sich auch in diesen schwierigen Zeiten oftmals darauf verlassen kann. Diese Krise schweisst zusammen, denn davon sind wir gemeinsam betroffen.

Wie haben sich die Mobilitätsansprüche Ihrer Kunden gewandelt, und worauf legen Sie jetzt besonders wert? Und wie erleben Sie in Ihrer Funktion die jetzige Situation?

Stephan Flügge: Bis jetzt hat sich noch kein grossartig veränderter Anspruch feststellen lassen. Die Kunden fordern berechtigterweise eine intensive und direkte sowie persönliche Kommunikation. Wir stellen fest, dass in dieser schwierigen Zeit die direkte und persönliche Betreuung der Ansprechpartner ein sehr gewichtiger Faktor ist.

Denken Sie, dass andere Mobilitätslösungen wie die Kurzzeitmiete in der näheren Zukunft an Relevanz für Ihr Unternehmen gewinnen könnten?

Stephan Flügge: Generell stehen wir diesen Lösungen offen gegenüber, spüren aber, dass (noch) mehr darüber gesprochen wird, als dass die Dienstleistung aktiv nachgefragt wird.

Wie wird sich der Business-Mobility-Bedarf in Ihrem Unternehmen, wenn überhaupt, langfristig verändern?

Stephan Flügge: Aktuell sind wir der Meinung, dass sich der Bedarf zwar langsam, aber doch Schritt für Schritt ändern wird. Dies jedoch nur zu einem gewissen Teil. Die Grössenordnung allerdings bleibt für uns nicht absehbar oder planbar.

Wie sehen Ihrer Meinung nach die Mobilitätsdienstleistungen der Zukunft aus?

Stephan Flügge: In der künftigen Welt der Mobilität werden bereits bewährte und funktionierende Dienstleistungen neben den neuen Formen parallel existieren. Letztere werden gerade in Ballungsräumen ganz spezifisch auf den individuellen aktuell bestehenden Bedarf abzielen. Der Kunde wird seine App öffnen und den Wunsch äussern können, schnellstmöglich, ökologisch bzw. nachhaltig, günstig, komfortabel, mit oder ohne Zwischenstopp usw. von A nach B zu kommen. Und auf diesen individuellen Bedarf bezogen, wird seine App ihm mitteilen, ob er mit dem E-Scooter, dem E-Roller, dem Bus, der Bahn, dem Taxi, über den Limousinenservice, mit dem Velo, über Ridesharing usw. oder sogar mit einer Kombination aus diversen Verkehrsmitteln (unter Berücksichtigung von Zwischenzielen und der aktuellen Verkehrssituation) an sein Ziel gelangen kann. So kann sich der Hinweg an ein Ziel ganz anders als der Rückweg gestalten. Mobilität wird vollkommen individuell und situativ werden. Der Weg ist das Ziel, unabhängig von Besitz, Teilen, Aus- und Verleih usw.

Die Nutzung an sich wird gänzlich unabhängig von der Kommunikation Mensch zu Mensch ablaufen. Eine künstliche Intelligenz wird die jeweilige Anfrage bzw. die Bedürfnisse bewerten, und ein daraus resultierendes Ergebnis wird wohl in den seltensten Fällen eins zu eins wiederholt werden. Alle angebotenen Dienstleistungen werden sich vermischen, und in der neuen Wertschöpfungskette verkommen heutige Global Player zu Subunternehmen. Ein Automobilhersteller wird sich eventuell zum IT-Konzern mit angeschlossener Blechbiegerei wandeln müssen. Die direkte Kommunikation zum Nutzer ist der Schlüssel zum Erfolg. Versickert diese im Nirgendwo, dann betritt ein neuer Player das Feld und schliesst diese Lücke. Darüber hinaus werden kleine Unternehmen die Bühne betreten und nach Old-School-Machart das Bisherige bewahren. Die Zielgruppen dieser Unternehmen werden aber in der Mittel- und Oberschicht zu finden sein, den nur hier wird man sich den Luxus gönnen können, die aufgelaufenen Kosten zu begleichen. 

Stephan Flügge
Stephan Flügge